Mehr als Fotos: der Digital Storytelling Contest

Über eine neue Art, Geschichten zu erzählen

Foto: Mediavanti

Wie lässt sich eine Geschichte umfassend und in allen Facetten erzählen? Text allein genügt nicht, und auch Fotos reichen oft nicht aus. In vielen Fällen helfen Grafiken und Videoclips, ein Thema ausführlich abzubilden und auch die Hintergründe einer Story zu beleuchten. Wenn man all diese Darstellungsformen zu einem großen Ganzen verwebt, entsteht ein völlig neues Medium: das Digital Storytelling. Die besten Produktionen aus diesem Erzählformat zeichnet die World Press Photo Foundation seit 2011 in einer eigens dafür geschaffenen Kategorie aus. Zu sehen sind sie bald auch in Balingen.

Izerman ist neun Jahre alt, Julia 14, Wilmer 12. Ihre Zukunft? Ungewiss. Die drei leben auf den Marshall-Inseln im Pazifik, die durch die Folgen des Klimawandels zu verschwinden drohen. „The Last Generation“ erzählt eine filmisch-interaktive Geschichte über das Leben der drei Kinder. „Wir wollten das Thema so aufbereiten, dass man es nicht einfach überblättern kann“, sagt Katie Worth, die die Dokumentation gemeinsam mit ihrer Kollegin Michelle Mizner gefertigt hat. Am Ende steht die Auszeichnung für die beste interaktive Produktion des Jahres, gewählt von einer internationalen Jury.

Neue digitale Möglichkeiten haben das Geschichtenerzählen nachhaltig verändert. Das verdeutlichen neben „The Last Generation“ auch acht weitere ausgezeichnete Produktionen, die in einer Sonderschau der World-Press-Photo-Ausstellung in Balingen zu sehen sind. Darunter ist auch eine Arbeit vom syrischen Fotografen Issa Touma. Er ist 2012 aus Aleppo geflüchtet. Vier Jahre später kehrte er in seine geschundene Heimatstadt zurück. Toumas Bilder zeigen die Einwohner und ihre Versuche, wieder etwas Normalität in ihren Alltag zurückzuholen. Wer Toumas beeindruckender Erzählung „Notes from Aleppo“ folgt, merkt schnell: Der Krieg hat eine unabhängige, junge Generation von Aleppanern hervorgebracht, die traditionelle Strukturen nicht mehr für selbstverständlich halten.

Deutlich wird in allen neun Beiträgen des Digital Storytelling Contest: Die Digitalisierung hat die Fotografie fundamental verändert – und sie bringt viele neue Erzählformen hervor. Jede für sich ist spannend, hörens- und sehenswert. Das findet auch Ottmar Erath, Leiter der Volkshochschule Balingen und Initiator der Ausstellung in der Zehntscheuer. „Das Zusammenspiel von Fotos und bewegten Bildern ist eine ganz spannende Sache und hilft, Entwicklungen von verschiedenen Seiten zu betrachten“, betont er. „Es war für uns deshalb von Beginn an eine Selbstverständlichkeit, auch diese Sonderschau in unser Programm zu nehmen.“

Das Thema Digital Storytelling findet sich auch im Rahmenprogramm wieder: Am 20. Juli können Sie in der Volkshochschule Balingen im Workshop Digital Storytelling – Wie geht das? lernen, wie Botschaften im digitalen Zeitalter zielgruppengerecht dargestellt und verbreitet werden können.

Dieser Beitrag stammt von:

Lisa Knoll

Lisa Knoll ist Volontärin bei Mediavanti. Mit der Planung und Realisation der World Press Photo Ausstellung war sie in Oldenburg bereits zwei Mal betraut. Sie weiß Prioritäten zu setzen und den Überblick zu behalten.

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