Lernen von den Profis

Wie die World Press Photo Foundation den Nachwuchs fördert

Foto: Tomas Ayuso

Mehr als eine Ausstellung
Wer „World Press Photo“ hört, denkt in den meisten Fällen zuerst an den jährlichen Wettbewerb, dessen Siegerfotos im Anschluss als Ausstellung um die Welt reisen. Aber das ist längst nicht alles. Auch abseits des großen Wettbewerbs, der die weltbesten Pressefotografien des Jahres kürt, ist die Stiftung aktiv. Sie arbeitet zumeist mit jungen Fotojournalistinnen und Fotojournalisten zusammen, die in ihrer Heimat stark verwurzelt sind und sich mit regionalen Themen auseinandersetzen. Dabei wird vor allem in solchen Regionen gearbeitet, in denen der fotografische Nachwuchs wenig Chancen hat, sich und seine Arbeit aus eigener Kraft über die Heimat hinaus bekannt zu machen. Neben Workshops und Partnerprojekten in aller Welt hat die Stiftung drei große Förderprogramme entwickelt.

Foto: Nydia Blas

Ideelle Förderung als Grundgedanke 
In ihren Förderprogrammen legt die World Press Photo Foundation den Fokus neben finanzieller Förderung vor allem darauf, fototechnische Kompetenzen zu vermitteln und ein dichtes Netzwerk junger Visual Storytellers zu schaffen. Diesen Grundsatz verfolgen alle Initiativen der Stiftung, wie beispielsweise das  Tim Hetherington Fellowship..

Eine weitere Initiative ist die Joop Swart Masterclass, die seit 1994 jährlich 12 aufstrebende Nachwuchstalente mit erfahrenen Fotojournalisten zusammenbringt. Der sechstägige Workshop findet jährlich im September in Amsterdam statt. 2018 kamen die Teilnehmenden unter anderem aus Italien, Peru, Palästina und Saudi-Arabien. Während diese Masterclass einmal im Jahr Fototalente aus der Welt in den Niederlanden zusammenbringt, organisiert die World Press Photo Foundation ähnliche Workshops auch direkt vor Ort im Ausland – so zum Beispiel die 2017 Masterclass West Africa mit Teilnehmenden aus Ghana, Benin, Nigeria, Kongo und Burkina Faso.

„Freedom of expression, freedom of speech and freedom of the press are indispensable, and quality visual journalism is essential for the accurate and independent reporting that makes these freedoms possible.“ World Press Photo Foundation

Foto: Ian Willms

Das jüngste Förderprogramm ist das im September 2017 initiierte 6×6 Global Talent Program, das mit je sechs Nachwuchsfotografen aus den sechs Regionen der Erde arbeitet. Die Stiftung stellt alle vier Monate eine andere Region vor, sodass nach zwei Jahren alle Arbeiten auf den Plattformen der World Press Photo Foundation zu sehen sind. Dabei hält das 6×6 Global Talent Program nicht an bestimmten Kategorien, Formaten oder Altersgrenzen fest und ist nicht als Wettbewerb ausgelegt. Es ist vielmehr Spielwiese und Lernraum für alle Beteiligten. Im November 2017 startete der erste Durchgang mit sechs Visual Storytellers aus Südostasien und Ozeanien, es folgten Südamerika, Europa und Afrika. Mittlerweile ist das Projekt in Nord- und Zentralamerika angelangt.

Foto: Tomas Ayuso

Von Lateinamerika bis in den Norden Kanadas
Die Projekte der sechs „Global Talents“ könnten dabei vielfältiger nicht sein. Die US-Amerikanerin Nydia Blas porträtiert in ihrer Reihe „The Girls Who Spun Gold“ junge Frauen verschiedener Herkunft in Ithaca, NY, die Teil einer von ihr selbst gegründeten Girl-Empowerment- Gruppe sind. Tomas Ayuso aus Honduras hat sich auf die Dokumentation von Drogenkriegen und urbaner Enteignung in Lateinamerika spezialisiert. In seiner Fotoreportage „The Right to Grow Old“ begleitet Ayuso den Teenager Moises in der honduranischen Stadt San Pedro Sula, die als eine der gefährlichsten der Welt gilt. „Das Recht, in Ruhe alt zu werden, wurde in meinem Heimatland schon vor langer Zeit zerstört“, erklärt er. „Man muss auswandern oder sich einer Gang anschließen, um zumindest ein bisschen Schutz zu bekommen.“ Unter den sechs Teilnehmern des Global-Talent-Programms ist auch der Kanadier Ian Wilms mit seinem Projekt „As Long As the Sun Shines“. Im Norden der kanadischen Provinz Alberta dokumentiert er die fatalen gesundheitlichen Folgen teerhaltiger Ölsand- Lagerstätten auf die indigene Bevölkerung.

„We work to develop and promote quality visual journalism and visual storytelling because people deserve to see their world and express themselves freely.“ World Press Photo Foundation

Über den Tellerrand
Vielfältige Projekte wie diese geben uns einen Einblick in jene Weltgeschehnisse, die eben nicht täglich auf den großen Nachrichtenplattformen und Medienkanälen ausgespielt werden. Die World Press Photo Foundation begibt sich mit ihren Bildungsangeboten auf genau diese Wege. Sie fördert gute journalistische Praxis und kreatives Storytelling und setzt sich für Qualitätsjournalismus in Entwicklungs- und Schwellenländern ein, um die Diversität des Fotojournalismus weltweit zu erhalten und weiterzuentwickeln. Unermüdlich, jedes Jahr aufs Neue.

Dieser Beitrag stammt von:

Lisa Knoll

Lisa Knoll ist Volontärin bei Mediavanti. Mit der Planung und Realisation der World Press Photo Ausstellung war sie in Oldenburg bereits zwei Mal betraut. Sie weiß Prioritäten zu setzen und den Überblick zu behalten.

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