Ganz oder gar nicht!

Darum wird die Ausstellung nur vollständig gezeigt

Klare Sache: Die World Press Photos sind ein Symbol für die Pressefreiheit. Für die Freiheit von überall her und über jedes Thema berichten zu dürfen. Deshalb sind die Ansprüche der Foundation an die Teilnehmer des Wettbewerbs um das „Pressefoto des Jahres“ besonders hoch. Gleiches gilt für die Ausstellung. Auch hier hält sie konsequent am eigenen Ethikkodex fest.

Alles oder nichts: Was in den roten Kisten ankommt, gehört an die Ausstellungswände – vollständig oder gar nicht.
Alles oder nichts: Was in den roten Kisten ankommt, gehört an die Ausstellungswände – vollständig oder gar nicht.
Foto: Mediavanti

„The entire exhibition must be shown“

Die Richtlinien sind streng. So wie Wettbewerbsteilnehmer sich zu ihrer Einhaltung bekennen müssen, so gibt es auch für die Organisatoren der Ausstellung klare Vorgaben, die in einem Vertrag festgehalten werden. Dieser beinhaltet unter anderem folgenden Passus:

„WPPh strives to encourage high professional standards in photojournalism and to promote the free flow of information, therefore the entire exhibition must be shown […].

Wer das nicht unterschreibt, bekommt die Ausstellung nicht zu sehen. Zudem ist der Veranstalter verpflichtet, die erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Logisch, denn von  Amsterdam kann man sich wohl kaum um Regularien etwa in Myanmar oder Tansania kümmern.

Im Zweifel wird die Ausstellung wieder eingepackt.

Und die Foundation macht im Fall des Falles ernst. Ein Beispiel aus Russland: Als dort ein einzelnes Bild der Ausstellung nicht gezeigt werden sollte, gab es nur kurze Verhandlungen. Als die Organisatoren vor Ort bei ihrem „Njet“ blieben, ließ der Vertreter der Stiftung die Ausstellung sofort wieder einpacken.

Warum? Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen stellt sich die Frage, wie man glaubwürdig für die Pressefreiheit eintreten will, wenn schon das Zeigen eines bestimmten Fotos nicht gewünscht ist. Und die Aufnahmen liefern ein Abbild des Weltgeschehens – auf einen Teil davon zu verzichten hieße, ihn dem Publikum vorzuenthalten und diesem damit keine Möglichkeit zu geben, sich damit auseinanderzusetzen und eine Meinung zu bilden.

Und es kommt noch etwas dazu. Häufig werden im Rahmen der Ausstellung Bilderserien gezeigt. Fotos bauen aufeinander auf, erst ihr Zusammenhang erzählt die Geschichte, die sich der Fotograf vorstellt. Fehlt ein Foto, bricht sie auseinander, der Kontext ist nicht mehr erkennbar. Genau deshalb wird jede Ausstellung von einem erfahrenen Repräsentanten der Foundation begleitet und sorgsam kuratiert.

Ganz oder gar nicht bedeutet also: im Zweifel für die Pressefreiheit, ohne Ausnahmen!

Dieser Beitrag stammt von:

Mareike Lange

Mareike Lange ist als Leitende Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Mediavanti. Weil die World Press Photos eine so große Bedeutung haben, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, der Ausstellung über soziale Medien und zielgruppengerechte Veranstaltungsformate größtmögliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

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