Einblicke, die sonst verwehrt blieben

Verena Müller über das Fotografen-Privileg, Geschichten von Menschen zu erfahren

Foto: Verena Müller

Sie folgt ihren Protagonisten auf Schritt und Tritt, rückt ihnen gelegentlich richtig auf die Pelle – alles, um sie und ihren Alltag so zu fotografieren, wie sie wirklich sind. Verena Müller ist eine Fotografin mit Leib, Seele und einem hohen Anspruch an sich selbst. Ihre Arbeiten erscheinen etwa im Stern und in der FAZ, daneben ist sie auch für Unternehmen und Institutionen tätig. Am 21. Juli ist sie um 11 Uhr Gast der Sonntagsmatinee im Bürgerkontakt in Balingen, wo sie sich und ihre Bilder vorstellen wird. Vorab haben wir sie gebeten, einige Sätze zu vervollständigen.

Das erste Foto dass ich gemacht habe, war im Blühenden Barock in Ludwigsburg. Das Motiv waren Pflanzen und Vögel.

Als meine Eltern hörten dass ich Fotografin werden möchte, haben sie sich nicht gewundert. Zu meinem 12. Geburtstag hatte mir einen Fotoapparat gewünscht und seitdem davon gesprochen, Fotografin zu werden. So war das keine Überraschung mehr. Die Schwester von meinem Opa, die ich leider nie kennengelernt habe, war auch Fotografin. So war es meinem Vater auch irgendwie vertraut.

Ich habe an der Hochschule Hannover Fotojournalismus und Dokumentarfotografie studiert, weil mir während der Berufsausbildung zur Fotografin am meisten die beobachtende Fotografie gefallen hat, ohne zu inszenieren. Das wollte ich vertiefen. Es ist sehr schön, dabei die unterschiedlichsten Menschen zu treffen und Einblicke zu bekommen, die mir ohne Kamera sonst verwehrt blieben.

Das Wichtigste, was ich während des Studiums lernen konnte, war dran zu bleiben und Ausdauer zu beweisen.

Ich fotografiere besonders gerne Menschen, weil ich interessiert an ihnen bin. Sei es nur für ein kurzes Porträt oder für eine längere Reportage. Mich freut es, dadurch unterschiedliche Menschen kennenzulernen.

Ein gutes Porträt ist, wenn eine komfortable Situation für beide Seiten beim Fotografieren entsteht. Ich finde, das spiegelt ein Foto wider.

Unbedingt einmal fotografieren möchte ich Geschichten aus meiner Heimat, dem Schwabenland. Ich finde man muss nicht weit reisen, um interessante Themen und Motive zu finden. Oft liegen sie direkt vor der Haustüre.

An der Reportagefotografie reizt mich, einen tieferen Einblick in ein Thema zu bekommen. Die Möglichkeit, Geschichten über Menschen zu erfahren, festzuhalten und zu erzählen, sehe ich als ein großartiges Privileg des Berufes an.

Das Thema Medizin und Gesundheit interessiert mich sehr, weil es sehr nah am Menschen
ist. Es geht dabei oft um existentielle Themen, mit denen wir alle irgendwann mal konfrontiert werden. Mich hat oft beeindruckt, wie die Personen, die ich fotografiert habe, mit diesen einschneidenden Erlebnissen umgegangen sind.

Mein wichtigster Tipp für junge Nachwuchsfotografen: Fotografiere das, was dir am Herzen
liegt.

Fotomotiv: Meike Selig, Tempelhof

Dieser Beitrag stammt von:

Claus Spitzer-Ewersmann

Claus Spitzer-Ewersmann ist einer von zwei Gründern und Geschäftsführern der Agentur Mediavanti. Sein Credo: Gutes bewahren und dabei Neues entwickeln. Und nie den Lösungen nach Schema F vertrauen.

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